New Blended Learning – Ein Comeback
von Annette Bouzo, M. A.
Blended Learning erlebt gerade ein Comeback. Nach einer Phase des Hypes in den 90gern und der darauffolgenden Ernüchterung ist das Konzept gereift und durch seine flexiblere Interpretation zu einem mächtigen Tool geworden.
Neben der Integration einer Vielfalt unterschiedlicher Medien, virtueller und hybrider Austauschformate sind strukturierende, unterstützende Elemente in Lernarrangements abbildbar, die in Bildungspfade integriert oder als optionale Ergänzung angeboten werden können.
Um die Vorteile moderner Blended Learning zu nutzen, müssen Learning Management System (LMS) und entsprechenden Lernportale vielseitiger und flexibler sein als früher.
Ursprünge des Blended Learning
Historie: In den Ursprüngen wurde Blended Learning als starres Korsett verordnet, dass in festgelegter Reihenfolge ein WBT, einen Präsenzkurs und einen Test vorsah. Der Fokus lag auf einer digitalen Abbildung klassischer Lerninhalte, wodurch in erster Linie Kosten gespart werden sollten. Der Fokus lag zuallererst auf der potentiellen Kostenersparnis durch praktisch unlimitiert skalierbare Verteilung identischer Inhalte. Der Erfolg war durchwachsen. Die Implementierung entsprechender Systeme war damals teuer, teils langwierig und nicht immer erfolgreich. Die erhoffte Ersparnis durch gesunkene Schulungskosten stellte sich dadurch oft nicht ein.
Ferner wurden die Belange der Lernenden, wie deren Ausgangswissen, deren individueller und aktueller Lernbedarf nicht ausreichend berücksichtigt. Die daraus resultierende mangelnde Akzeptanz drückte auch auf die Lernmotivation. Es konnten so zwar Schulungsnachweise erbracht werden, nachhaltige Lerneffekte stellten sich kaum ein.
Selbstorganisiertes Lernen
Die resultierende Desillusionierung führte teils dazu, dass Elearning undifferenziert und pauschal abgelehnt wurde. Auf einer der Welle der Euphorie wurden selbstgesteuerte Lernszenarien hochgelobt. Learning Experience und agiles Lernen wurde stark beworben. Umgesetzt werden konnte dies oft nur für privilegierte Positionen, Abteilungen oder Branchen.
Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen sind dabei nicht nur Lern- und Reflexions-kompetenzen. Mangelnde metakognitive Kompetenzen führen zu einer verzerrten Selbsteinschätzung (Dunning Kruger Effekt). Dies kann zur Auswahl über- oder unterfordernder Lernangebote führen oder eine pauschale Verweigerung („ich weiß schon alles“, „mir ist alles zu schwierig“) zur Folge haben.
Für selbstgesteuertes Lernen in organisationalen Zusammenhängen zusätzlich sowohl eine passende Lern- und Unternehmenskultur notwendig. Ferner zwingend ein Arbeitsplatz bzw. Jobprofil, bei dem Weiterbildungen auch subjektiv sinnvoll sein. Die Inhalte müssen relevant und umsetzbar sein sowie konkrete Erfolgsaussichten und Mehrwerte bieten. Es liegt auf der Hand, dass stark regulierte Branchen, gewerbliche Bereiche als auch viele Schichtarbeiter auf der Strecke bleiben müssen.
New Blended Learning
New Blended Learning impliziert gemischte Formate, die als Lernarrangements von Akademie oder Trainingszentrum angeboten werden. Diese können formale, individuelle und kollaborative Lernformen enthalten, die den Lernenden auch als optionale Ergänzungen zur Verfügung stehen. Dabei ist die Lernlandschaft des Unternehmens nicht mehr auf eigene Inhalte limitiert. Schnittstellen integrieren auch externe Lernplattformen mit Standardinhalten und stehen als Bibliothek den Lernenden zur Verfügung.
New Blended Learning bildet verschiedene Wissensfacetten in unterschiedlichen Komplexitätsgraden ab und bietet so anschlussfähige Lernkonzepte. Strikt formale werden mit selbstgesteuerten Lernkonzepten verbunden. Dadurch kann Gelerntes auf mehreren Kanälen nachhaltig verankert werden. Zusätzliche Austauschformate mit Peers - seien diese moderiert oder selbstorganisiert – fördern Reflexionsfähigkeit und weitere Schlüsselkompetenzen.
Oft unbeliebt, aber nicht weg zu diskutieren sind die sog. Pflichtschulungen. Mitunter als „Zwang“ kritisiert, sind sie doch relevant. So sind Unfallvermeidung und Arbeitssicherheit von Arbeitern und Angestellten wichtige Themen, für die lange gekämpft wurden. Neben rechtlichen Aspekten sind Compliance- und Datenschutz-Schulungen auch ethischen und moralischen Grundsätzen des Unternehmens verpflichtet, welche in den Organisationen gewünschte Wertvorstellungen reflektieren. In Blended Learning Konzepten werden diese oft etwas lieblos standardisierten WBTs mit eigenen Formaten flankiert, umso eine individuelle Relevanz herzustellen.
Um nachhaltiges Lernen zu ermöglichen, wird der Fokus heute auf den Outcome bei den Lernenden gerichtet (Subjektorientierung). Basierend auf den Voraussetzungen und der individuellen Arbeitsrealität des individuellen Lernenden sollen Rahmenbedingungen der Lernarrangements als strukturierende, unterstützende Elemente konzipiert werden.
Optionale Lehrgangsbestandteile sind dabei nicht nur inhaltsgetrieben, sondern sollten mit Reflexions- und Austauschformate life, online, hybrid verankert werden. Bei der Auswahl sinnvoller Inhalte helfen nicht nur Bewertungen der Angebote auf der Lernplattform, sondern ebenso Empfehlungen von Führungskräften, Trainern und Kollegen.
Um durchdachten Lernarrangements abzubilden, wird entsprechende Lerntechnologie benötigt.
Zentrale Lerntechnologie: LMS & Lernportale
Was muss Lerntechnologie leisten, um die Ansprüche moderner Blended Learning Konzepte abzubilden? Dabei sind Learning Management Systeme in Kombination mit Lernportalen unumgänglich. Während Lernplattformen letztendlich „nur“ Inhalte präsentieren, muss ein Learning Management System (LMS) die strukturellen und organisationalen Rahmenbedingungen der jeweiligen Organisation abbilden. Lernportale dagegen steuern den sicheren Zugang berechtigter Personengruppen und schützen deren persönliche Daten sowie die Nutzung der Lernplattform vor Missbrauch. Lernportale enthalten organisations-spezifische Funktionen, die Prozesse anstoßen und ausführen, die im LMS als relevant festgelegt wurden.
LMS – Zentrale Koordination
Das Learning Management System (LMS) ist die zentrale Komponente um Lerneinheiten aller Art, seien es Präsenztermine, Webinare, WBTs oder Workshops zu planen, zu verwalten und über Kataloge und Lernplattformen zugänglich zu machen.
Inhalte
LMS müssen Inhalte in unterschiedlichen Bildungsformaten und Medien verwalten. Es ist wichtig die Produkte unterschiedlicher Autorentools in die Lernlandschaft zu integrieren. Diese können als Einzelveranstaltungen oder singuläre Lerneinheiten zur Verfügung stehen oder in gemischte Lernarrangements integriert werden. Blended Learning-Konzepten können aber durchaus auch durch optionale und unverbindliche Lerneinheiten beinhalten, die bestimmte Aspekte oder andere Perspektiven beleuchten.
Gerade bei strukturierten Blended Learning Konzepte muss es die Möglichkeit geben, die Formate und Lerneinheiten flexibel kombinieren zu können. Dabei ist eine feste Reihenfolge dann sinnvoll, wenn die Inhalte aufeinander aufbauen. Vorausgesetzte Kenntnisse können aber nicht nur durch Teilnehmernachweise, sondern auch durch gezielte Teststellungen und Simulationen sichergestellt werden.
Um Lernenden relevante, aber unverbindliche Lerninhalte vorzuschlagen, werden im LMS unterschiedliche Bildungsbedarfe, Interessen, Jobprofile, sinnvolle Karrierepfade der einzelnen Mitarbeiter, sowie deren Bewertungen verschiedener Veranstaltungen gepflegt. Durch anonymisierte Datenabgleiche ähnlicher Profile können systemseitig sinnvolle Anregungen gegeben werden.
Prozesse
In den Prozessen zeigen sich die Paradigmen der jeweiligen Lern- und Unternehmenskulturen deutlich. Wie frei der Zugang zu den konzipierten Lerninhalten ist oder ob reglementierende Genehmigungsprozesse vorgehalten werden kann pauschal, aber auch personen- oder terminspezifisch festgelegt werden.
Dafür ist eine vielseitige Seminarverwaltung notwendig, die nicht neben Ressourcenplanung und Kommunikation auch sämtliche Backoffice-Aufgaben unterstützt.
Dies hängt nicht zuletzt von Budgetierung ab, über die jede Organisation spezifisch entscheidet. Abhängig davon, ob die Kosten als pauschale Betriebskosten der Personalentwicklung gesehen werden, kostenstellen-/ abteilungsspezifisch sind oder abhängig von Jobprofilen der Mitarbeiter sind, müssen Learning Management Systeme ganz unterschiedliche Verrechnungsgrundlagen bieten.
Aussagekräftiges, mehrdimensionales Reporting ist dafür ebenso eine Grundlage, wie die Auswertung von Qualitätsaspekten erfolgreicher Bildungs- und Zertifizierungskampagnen, aber auch dem Feedback der Teilnehmer.
IT-Anforderungen
Learning Management Systeme sind keine Insellösungen. Schnittstellen zur Außenwelt (Anbindung externer Lernplattformen) und Innenwelt (HR, Finance…) erlauben den automatisierten Datenaustausch. Die Synchronisierung aktueller Daten leistet einen relevanten Beitrag zu fundierten Unternehmens-Entscheidungen.
Unabhängig davon, ob die Lernlandschaft als SaaS, gehostete Lösung oder on-premise in der eigenen Serverlandschaft implementiert wird, IT-Verantwortlichen müssen sicherstellen, dass die eingesetzte Software den eigenen IT-Sicherheitsbestimmungen entspricht. Nach den ISO-Normen ISO.27001 und ISO.9001 zertifizierte Anbieter sind dafür eine gute Wahl.
Lernportale - Sichere Lernzugänge
Portale bieten einem definierten Personenkreis einen geschützten Zugang zu online-Anwendungen. Um die Notwendigkeit eines separaten Login-Prozesses zu umgehen, können für Portale Single-Sign-On-Zugänge eingerichtet werden, welche den IT-Sicherheitsbestimmungen des Unternehmens entsprechen.
Denn nicht nur die persönlichen Daten der Lernenden müssen vor unberechtigten Zugängen geschützt werden. Auch Lerninhalte in Form von pdf-Dateien oder WBTs können erfolgskritische Informationen wie z. B. Produktionsprozesse und Wettbewerbsstrategien enthalten.
Lernportale können ferner unterschiedliche zielgruppen-spezifische Funktionen beinhalten. So dienen sie den Akteuren als zentrale Einstiegspunkte (single point of entry), um bestimmte Aufgabenbereiche gezielt bearbeiten zu können.
Ob lernende Mitarbeiter, externe Technik- und Servicepartner oder Impulsgeber wie Führungskräfte, Trainer und Coaches, Lernportale müssen die jeweiligen Bedürfnisse mit passenden Funktionen unterstützen.
Beispiele dafür sind:
Lernportale für Lernende
In erster Linie bietet das Portal den Zugang zum Schulungsportfolio und regelt den Zugang zu einer oder mehreren Lernplattformen. Dabei können die verfügbaren Inhalte auf die Aufgaben oder das Jobprofil des Lernenden zugeschnitten werden. Je nach vorgesehenen Unternehmensprozessen kann eine Seminarteilnahme einfach gebucht werden oder einen entsprechenden Genehmigungsprozess anstoßen.
Nehmen Teilnehmende an Qualifizierungskampagnen teil, so können die entsprechenden Lerneinheiten als zur Disposition im Lernportal angezeigt werden oder durch Dritte (Führungskraft, HR) schon fest terminiert sein.
Die Anzeige anstehender Termine, WBTs und Zusatzinformationen sind dabei ebenso obligatorisch wie die eigene Bildungshistorie.
Die Teilnahme an Webinaren oder die gemeinsame Arbeit mit kollaborativen Tools (Miro, Mural etc.) sollten mit einem Klick auf den passenden Link im Lernportal ermöglicht werden.
Die Möglichkeit Feedback zu geben ist heute eine obligatorische Funktion moderner Portale. Die Auswertung der Bewertungen dient im LMS zu Qualitätssicherung und kann auf der Lernplattform bei dem jeweiligen Kurs eingeblendet werden.
Ferner ist die Möglichkeit einer Individualisierung von Schulungsunterlagen durch persönliche Notizen, Skizzen und Anmerkungen im Lernportal, sowie der anschließende Download der personalisierten Unterlagen hilfreich.
Im Portal können Lernvorschläge mit Empfehlungscharakter von berechtigten Führungskräften, Coaches, Trainern angezeigt werden.
Alternativen bieten aber auch systemseitige Vorschläge, die auf Testergebnissen, angegebene Interessen, Karrierepfaden, Bildungswünsche oder Jobprofilen beruhen. Diese Informationen können dabei aus dem LMS gezogen werden oder vom Lernenden selbst im Portal dokumentiert. Bei entsprechender Datengrundlage können auch anonymisierte Bildungsprofile von Peers, oder von diesen als positiv bewertete Inhalte einbezogen werden.
Lernportale für Servicepartner können ähnliche Funktionen beinhalten wie die der eigenen Mitarbeiter, aber beispielsweise unterschiedliche Verrechnungen wie z. B. Gutscheine, Rabatte, Schulungskonten etc. abbilden, die im LMS festgelegt wurden.
Lernportale für Führungskräfte
Neben dem eigenen Lernportal sehen Führungskräfte den aktuellen Qualifikationsstatus ihres Teams und weisen den Teammitgliedern Termine und Lerneinheiten zu, mit denen diese ihre Qualifikationsprofile aktualisieren. Führungskräfte können mit den entsprechenden Portalfunktionen auch Kursteilnahmen ihrer Teammitgliede stornieren, umbuchen oder den geplanten Teilnehmer austauschen.
Mit unverbindlichen Lernempfehlungen werden den Teammitgliedern Lerneinheiten empfohlen, welche dem geplanten Karriereweg des Mitarbeiters förderlich oder für aktuelle oder anstehende Projekte interessant sind.
Sind in der Organisation Genehmigungsprozesse für bestimmte Seminare, Ausbildungswege oder Lerninhalte vorgesehen, so bearbeitet die Führungskraft diese ebenso mit der entsprechenden Portalfunktion.
Trainerportale
Diese Portalzugänge zeigen Trainern ihren Kalender. Je nach Konfiguration werden auch Details zu den Teilnehmern, z. B. deren Bildungshistorie oder Voraussetzungen angezeigt. Unter anderem können feingranular Anwesenheit und erreichte Qualifizierung der Lernenden dokumentiert werden. Die Möglichkeit des Trainers seine Kontaktdaten sowie seine Terminplanung (Urlaub etc.) zu pflegen ist obligatorisch.
Fazit
Nachhaltige, motivierte und anschlussfähige Lernarrangements in Organisationen sind mit Hilfe moderner Blended Learning-Szenarien umsetzbar. Dabei werden sowohl formale als auch selbstorganisierte Formate sowie unterschiedliche Medien und Lernformate eingesetzt. Im Zentrum steht der Outcome der Lernenden.
Um die jeweiligen Anforderungen der Organisation, des individuellen Lernenden unter Berücksichtigung der rechtlichen und kulturellen Rahmenbedingungen zu erfüllen, werden Learning Management Systeme (LMS), Lernplattformen und Lernportale eingesetzt.
Alle Einheiten müssen sich an flexibel an die individuellen Prozesse und Bedürfnisse der Organisation und deren Akteure anpassen lassen. IT-Sicherheits-Standards müssen eingehalten werden. Eine nahtlose Einbindung in die Systemlandschaft sowie die mögliche Anbindung weiterer Plattformen muss gegeben sein.
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